Dokumentation FACHTAG „Jungen nach der Flucht – Geschlechterbewusste Arbeit mit männlichen Geflüchteten.“

 

05. OKT 2021

Pforzheim

Zum Fachtag der LAG Jungen*- & und Männer*arbeit BW, der in Kooperation mit dem Stadtjugendring Pforzheim und anderen Partnern im dortigen Haus der Jugend stattfand, kamen 60 Teilnehmende aus Pforzheim und den umliegenden Orten, aber auch aus ferneren Regionen Baden-Württembergs. Mit 2 Vorträgen, 3 Workshops und einer Podiumsdiskussion wurden den Fachkräften wertvolle Kenntnisse vermittelt, wie sie geflüchtete Jungen* und männliche* Jugendliche bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen gut unterstützen und dabei Licht in die Vielfalt intersektionaler Verstehenshorizonte bringen können.

Vorträge

Junge männliche* Geflüchtete. Problemlagen und Unterstützungsbedarf.

Prof. Dr. Albert Scherr, Pädagogische Hochschule Freiburg, Institut für Soziologie

 

Der Referent des ersten Vortrags Prof. Scherr stellte die Ergebnisse eines Forschungsprojekts vor, dass sich mit besonders problematisch gelesenen männlichen* Geflüchteten befasste. In seiner Präsentation stellte Prof. Scherr viele kritische Fragen, u.a. wie sozialpädagogische Beziehungsarbeit überhaupt funktionieren kann, ohne eine gemeinsame Erst- oder Muttersprache zu beherrschen. Außerdem wies er darauf hin, dass offensichtlich das deutsche Regelsystem nur unzureichend den Hinzugekommenen vermittelt und somit kaum ein angemessener Rahmen zur Orientierung im Aufnahmeland gegeben wird

„Muslimische Männlichkeiten“.  Männlichkeitskonstruktionen im Islam – Zuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft – Orientierungsmuster muslimischer Jungen*

Prof. Harry Harun Behr, Goethe Universität Frankfurt am Main

 

 

Religion begleitet uns wie ein „sozialer Tinnitus“, so leitete Prof. Behr seinen Vortrag ein und wies damit auf den Grund dafür hin, sich auch in der sozialen Arbeit mit der Frage zu befassen, welche Bedeutung Religion im Allgemeinen und der Islam im Besonderen im Kontext der Arbeit mit Geflüchteten aus muslimisch geprägten Ländern hat. In seinem vortrag weisst er darauf hin dass es eine Handlungsverlegenheit gegenüber Religionsfragen auf beiden Seiten gibt, jener der sozialarbeiterisch Handelnden, wie auch der Seite der Zielgruppen. Diese besteht aufgrund der abwertenden Interpretationen des Islam, in der Islamizität als Fremdheitsmerkmal verstanden wird, als Abweichung von der bürgerlichen Normalität. Diese Beschreibungen machen ein Aufeinander zugehen und einen Verständigungsprozess, darüber wie sich z.B. muslimische Männer* verstehen, extrem schwer, da sie gleichermaßen von den ihnen gegenüber gemachten Zuschreibungen beeinflusst werden. Es gilt daher die Zuschreibung von Fremdheit zu überwinden, sich gut zu informieren, sprechfähig zu werden und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Workshops

WS1: Kevin Koldewey: Traumasensible Zugänge in der Jungenarbeit

WS2: Dr.in Annemarie Schweighofer-Brauer und Mohammed Alikaj: Transkulturelle Biographiearbeit mit Jungen*

WS3: Alexander Hahne: Körperarbeit – Zugänge an den Grenzen von Männlichkeit

Mit freundlicher Förderung